Listeners:
Top listeners:
-
play_arrow
WELLE 1 Salzburg Salzburg, Österreich & die Welt
-
play_arrow
WELLE 1 Wien & DAB+ Wien, Österreich & die Welt
-
play_arrow
WELLE 1 Oberösterreich Oberösterreich, Österreich & die Welt
-
play_arrow
WELLE 1 Kärnten Kärnten, Österreich & die Welt
speaker
Abenteuer am Tisch: Die Faszination von Pen & Paper Rollenspielen
Fantasie, Abenteuer, Würfelglück – Die Magie rund um Pen and Paper Spiele
Rollenspiele wie Dungeons and Dragons oder Das schwarze Auge sind längst keine nerdige Subkultur mehr, sondern inzwischen richtig populär. Früher brachte man die Spiele, bei denen man in mittelalterliche Welten abtaucht und gegen allerlei Monster kämpft, oft fälschlicherweise mit Satanismus in Verbindung. Doch mittlerweile findet man die Rollenspiele schon in Filmen, Serien und Videospielen.
Was sind Pen and Paper Rollenspiele eigentlich?
„Pen and Paper“ bedeutet zu Deutsch „Stift und Papier“. Es handelt sich also nicht um Computerspiele, sondern um Spiele, die man am Tisch gemeinsam mit anderen spielt. Es gibt eine:n Spielleiter:in der:die die Spieler:innen durch eine fiktive Welt führt und man erstellt einen eigenen Charakter in den man sich dann hineinversetzt. So erlebt man verschiedene Abenteuer in einer fiktiven mittelalterlichen Welt. Gespielt wird nicht gegeneinander sondern miteinander in einer Abenteurer:innengruppe. Man trifft auf seinem Weg durch die Welt verschiedene Gegner, in dessen Rolle der:die Spielleiter:in schlüpft und die man dann bekämpfen muss. Eine Kampagne – also das Abenteurer das man gerade durchspielt – hat einen Endgegner auf den man sich hinarbeitet indem man auflevelt. Bei den Levelaufstiegen bekommt man zum Beispiel mehr Lebenspunkte, lernt neue Zauber und Kampfattacken dazu. Wenn der Endgegner besiegt ist, ist das Abenteuer vorbei. Es geht aber nicht nur ums Kämpfen sondern um die Geschichte. So löst man zum Beispiel Rätsel, spricht mit Charakteren aus der Spiel-Welt und trifft Entscheidungen, die die Reise beeinflussen. Man geht aber auch mal in die Taverne und betrinkt sich, spielt Würfelspiele mit anderen Charakteren, baut zwischenmenschliche Beziehungen auf und vieles mehr.
Das wohl bekannteste Pen and Paper Spiel ist Dungeons and Dragons, oder auch D&D genannt. Es wurde 1974 von Gray Gygax und Dave Arneson in den USA erfunden und war das erste Pen and Paper Rollenspiel überhaupt. 1983 gab es dann die erste deutsche Übersetzung. Im ersten Jahr wurden nur rund 1000 Kopien des Spiels verkauft, aber in der Spieler Community und vor allem auch an Schulen und Colleges baute sich schnell eine Fangemeinde auf. Mitte der 80er Jahre umfasste die Spielerschaft schon drei bis fünf Millionen Menschen weltweit. Mittlerweile gibt es schon die 5te Ausgabe von D&D und über 50 Millionen Spieler:innen. Im September soll sogar schon die 6te Edition erscheinen, allerdings unter dem Namen „One DnD“. Den steilsten Anstieg bei den Verkaufszahlen gab es 2020. Erklären lässt sich das einerseits mit der Corona Pandemie und den damit verbundenen Lockdowns in denen viel gespielt wurde und andererseits auch damit, dass D&D immer mehr zum popkulturellen Phänomen wird und zum Beispiel in beliebten Serien wie Stranger Things vorkommt.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um den Inhalt von SoundCloud laden zu können.Was passiert bei einem Pen and Paper Spiel?
Erik Schwaiger ist Student und Dungeon Master. Das klingt gruseliger als es ist, denn so nennt man den:die Spielleiter:in einer Dungeons and Dragons Kampagne. Als solcher führt er seine Spieler:innen durch das Abenteuer und bereitet die Sessions vor. An einem Abend wo alle Zeit haben trifft er sich dann mit seinen Freund:innen und gemeinsam tauchen sie ein in die mittelalterliche Welt von D&D. Seine Aufgabe dabei ist es das Abenteuer spannend zu gestalten und die Charaktere zu verkörpern, die es wagen den Weg der tapferen Abenteuer:innen zu kreuzen.
Eine Obergrenze an Abenteurer:innen – also an Spieler:innen – gibt es nicht. Pen and Paper Spiele funktionieren mit nur zwei Spieler:innen genauso gut wie mit fünf oder mehr. Je höher aber die Spieler:innenanzahl ist, umso herausfordernder ist das Ganze für den:die Spielleiter:in. Es können mitunter längere Wartezeiten entstehen, weil vor allem im Kampf jede:r Spieler:in einzeln abgehandelt werden muss. Erik hat sechs Spieler:innen unter seiner Führung, die – wie er sagt – gerne „ihr Unwesen treiben“.
Wie bei jedem Hobby muss man auch für Pen and Paper Spiele ein bisschen Geld in die Hand nehmen. Würfelgeneratoren und die Standardspielregeln von D&D gibt’s zwar kostenlos im Internet aber wer sich wirklich reinfuchsen will, mit fancy Regelwerk-Büchern, magisch wirkenden Glitzerwürfeln und dem dazu passenden mystischen Würfeltower, muss wohl ein paar Euro liegen lassen. Das wichtigste an einer Kampagne ist aber wie immer der Spaß daran. Den haben viele aber nicht nur bei D&D sondern auch bei Videospielen.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um den Inhalt von SoundCloud laden zu können.Dungeons and Dragons am Computer, geht das?
Das geht. 2023 setzte Larian Studios mit dem Spiel Baldur’s Gate 3 einen neuen Meilenstein in der Gaming Szene. Das Spiel wurde sogar als Spiel des Jahres mit dem Game Award – quasi dem Oscar unter den Videospielen – ausgezeichnet. Man startet das Game wie eine Dungeons and Dragons Kampagne, indem man sich einen eigenen Charakter erstellt. Wahlweise kann man auch einen der sechs Origin Charaktere spielen. Zur Auswahl stehen bei der Charaktererstellung die bekanntesten Rassen und Klassen, die man aus dem D&D Universum kennt. Anpassen kann man wirklich alles, vom Körperbau über Haare, Augen, Hautfarbe und ja, auch ein Stockwerk tiefer gibt es einen gewissen Gestaltungsfreiraum. Ist man dann nach Stunden der Charaktererstellung endlich fertig, wird man im wahrsten Sinne des Wortes hineingeworfen in die fiktive Welt von D&D und startet sein Abenteuer. Dabei sammelt man Begleiter:innen und es gibt richtig viele spannende Quests zu erledigen. Auch die Würfelmechanik, die man ja aus Pen and Paper spielen kennt, ist in Baldur’s Gate 3 vertreten. Wie die Geschichte verläuft ist abhängig von den Entscheidungen, die man trifft, denn die haben natürlich immer Konsequenzen.
Auch der Kampf gegen allerlei Unholde im Spiel geschieht auf Rundenbasis, das heißt die Charaktere führen nacheinander ihre Aktionen aus. Unterschiede zum originalen D&D gibt es aber schon, zum Beispiel werden das Einnehmen von Tränken und das Rasten während des Abenteuers ein bisschen anders behandelt.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um den Inhalt von SoundCloud laden zu können.Zu viel vorm Computer, was jetzt?
Hat man dann doch einmal ein bisschen zu viel gezockt kann man sich an Psychotherapeut Benjamin Lechner wenden. Er hat seine Praxis in Wien und nutzt tatsächlich Pen and Paper Spiele in der Therapie. Man kann aber auch mit jedem anderen Anliegen zu ihm kommen. Die Kampagnen leitet er selbst, er ist also auch Spielleiter und wendet bei den therapeutischen Spielsessions ein etwas vereinfachtes Regelwerk von D&D an. Seine Patient:innen beziehungsweise Spieler:innen sind begeistert und erzielen richtige Erfolge in der Therapie. Dadurch erhalten sie nämlich ein Gefühl von Gruppenzugehörigkeit und ein Gespür dafür, sich auch im echten Leben in einer Rolle zu sehen und eine gewisse Distanz dazu zu entwickeln. Nach den Sessions führt Benjamin Lechner auch eine Reflexion mit den Teilnehmern durch, wo dann aufgearbeitet wird, was passiert ist und welche Konfliktmuster im Spiel und auch in der Realität auftreten. Realität bedeutet häufig auch zur Uni gehen und langweilige Vorlesungen ansehen. Das geht aber auch anders.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um den Inhalt von SoundCloud laden zu können.Dungeons and Dragons in der Uni?
Linda und Peter von der Paris Lodron Universität Salzburg machen es möglich. Die beiden haben dort gemeinsam ihre eigene Lehrveranstaltung im Bachelorstudium Geschichte. Dabei befassen sie sich mit Pen and Paper Spielen und der Faszination des Medievalisms, also des Mittelalterlichen, beziehungsweise dem, was uns mittelalterlich vorkommt. Beispiele dafür sind Schwerter, Ritter oder eine Heldenreise. Die Idee dazu kam ihnen als sie sich zusammensetzten um ihr eigenes D&D Abenteuer zu spielen. Das tun sie übrigens immer noch. Im Zuge ihrer Forschung befassen sie sich auch mit Spielen, wie sie funktionieren und was sie mit uns machen. In mittelalterlichen Settings fühlt man sich wohler als etwa in digitalen Welten, erklären die beiden. Grund dafür sei die Atmosphäre. Harfenklänge und das Reiten auf einem Pferd finden wir wohl einfach romantisch und entspannend. Außerdem kann man sich die Medievalisms besser erklären. Wie zum Beispiel ein Streitkolben funktioniert, ist einfach, die Mechanik eines Laserschwertes zu erklären wird da schon schwieriger.
Bei den Student:innen kommt die Lehrveranstaltung auch richtig gut an. So gut, dass sich sogar Spieler:innengruppen im Unterricht gefunden haben. Was will man mehr?
Wir benötigen Ihre Zustimmung um den Inhalt von SoundCloud laden zu können.Traut euch und probiert es aus! Das ist nicht nur Lindas abschließender Apell sondern auch unserer. In der Redaktion haben wir bereits ein paar überzeugte Pen and Paper Spieler:innen. Nach so vielen spannenden Einblicken in die Welt der Rollenspiele ist das sicher auch für Euch der perfekte Zeitpunkt um loszulegen.
