Kritik:
Die „Creed“-Reihe ist ein Spin-Off der „Rocky“-Reihe, in der zwischen 1976 und 2006 sechs Filme entstanden sind. Bis jetzt sowohl in den „Rocky“ als auch den „Creed“ Filmen immer mit dabei: Sylvester Stallone, dem die Figuren zu düster wurden und die Richtung, die der Film einschlägt, nicht gefallen haben.
Schauen wir uns mal die Box-Szenen an, die natürlich viel ausmachen – in einem Box-Film. Die Action hat sich im Vergleich zu früheren Teilen gesteigert, die Bewegungsabläufe und die Choreographie haben ein bisschen eingebüßt – allerdings ist das schon Jammern auf hohem Niveau, denn grundsätzlich sind die Kämpfe gut inszeniert. Was Jordan hier einsetzt, sind Super-Slow-Motions, wo man direkt die einzelnen Schweißtropfen fliegen sieht. Im Vergleich zu früheren Teilen ist „Creed III“ aber auch weniger brutal, die Folgen vom Boxen (komplett blaues Gesicht, blutige Stellen) sieht man weniger.
Aber nicht nur die schlagkräftigen Actionszenen sind eine Stärke des Films, auch die behandelten Themen. Toxic masculinity spielt eine Rolle, Selbstliebe und Bewältigung von Traumata und Schmerzen der Vergangenheit. Alles Themen, die Michael B. Jordan selber erlebt hat. Zentral ist nicht, dass die beiden kämpfen, sondern dass man mit sich selbst kämpft, sich seinen Zweifeln stellt und sich selbst beweist, dass man es verdient hat, hier zu stehen. In einem Konflikt dem anderen vergeben können, nur so kann man auch sich selbst vergeben.
Ein „Rocky“-Film ohne Sylvester Stallone – wie schlägt sich der Cast ohne ihn? Eigentlich ganz gut, ohne ihn hat man eher das Gefühl, dass sich die Filmreihe weiterentwickelt und das Spin-Off eigenständiger ist. Die Darsteller:innen machen ihren Job recht gut, die Chemie stimmt eigentlich bei allen. Vor allem Jonathan Majors sieht man aktuell recht oft (z.B. in „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“). Gerade er gefällt uns gut, man spürt, dass er sich beweisen will – und dabei nichts zu verlieren hat. Das ist die Underdog-Geschichte, die dieses ganze Franchise auch irgendwie ausmacht. Sein Charakter Damian ist interessant und hat viele Seiten, die aber dann in der zweiten Hälfte verloren gehen. Da wäre noch Potential gewesen, seine Geschichte näher zu beleuchten.
„Creed III: Rocky’s Legacy“ ist ein sehr gelungenes Regiedebüt von Michael B. Jordan. Auch die Kameraarbeit von Kramer Morgenthau (bekannt aus „Creed II“, „Thor 2“ oder dem 2024 kommenden „Captain America“) tut dem Film viel Gutes. Und wenn dann noch ein gutes Drehbuch von Ryan Coogler („Black Panther“)dazu kommt, dann kann der Film eigentlich nicht schlecht werden. Leider verliert der zweite Teil des Filmes ein bisschen Tiefe und manchmal fragt man sich auch, warum Creed denn jetzt schon wieder in den Ring steigen muss. Aber: Ich an der Stelle von Sylvester Stallone würd mich ärgern, dass ich nicht mehr mit dabei war, denn „Creed III“ ist alles in allem ein gelungener Film.