MOVIEFLASH: Gran Turismo

Kritik

Bevor wir klären, ob „Gran Turismo“ sehenswert ist oder nicht, schauen wir uns mal an, woher die Idee für den Film kam. Gran Turismo ist nämlich eigentlich ein Videospiel, das Playstation exclusive erhältlich ist. Es geht darum, dass man sich als Rennfahrer:in in verschiedenen Rennserien behauptet. Der aktuellste Teil, Gran Turismo 7, kam im März 2022 auf den Markt. Im Film dreht sich einiges um die GT Academy. Die wurde von Nissan und Sony 2008 ins Leben gerufen. In dieser gibt es vier Phasen: In Phase eins wird auf der Playstation gefahren, in Phase zwei kommen Praxisübungen dazu. Danach im Race Camp wird die Rennausbildung angestrebt und in Phase vier findet ein Rennfahrer:innen-Entwicklungsprogramm statt – bis zur Qualifizierung für den realen Rennsport. Die GT Academy gab es bis 2014, über fünf Millionen nahmen virtuell über die Playstation teil – und 16 haben den Sprung in die Motorsportkarriere geschafft. So eben auch Jan Mardenborough.

Und um diesen und seinen Weg in den Motosport geht es eben in „Gran Turismo“, denn es ist die Erzählung einer wahren Geschichte. Dass der „echte“ Jann Mardenborough beim Film mitgewirkt hat, hat viel Echtheit bewahrt. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass die Geschichte nicht ganz so erzählt wird, wie es passiert ist. Denn Mardenborough war z.B.  nicht der Gewinner der ersten GT Academy, sondern der dritten. Oder es wurden auch Figuren hinzugedacht, die es damals nicht gegeben hatte. Da wurde bei einigen Stellen ein bisschen getrickst, um den Plot spannender zu gestalten.

Und da sind wir aber auch beim Problem: Wirklich spannend ist der Film nicht immer. Man weiß halt einfach, wie es ausgehen wird. Dem wird aber mit viel Dramatik in den Rennszenen entgegengewirkt. Nicht nur spektakuläre Überholmanöver, auch der wirklich passierte Unfall Mardenboroughs, der am Nürburgring abhob und den Schutzzaun überflog (was einem Zuschauer das Leben kostete) macht einiges an der vorhersehbaren Geschichte wett. Nur manchmal werden Szenen unnötig dramatisiert: Slow Motion, Close Ups, Musik und Licht sind da teilweise einfach zu viel.

Aber auch der Cast macht einiges wett. Vor allem David Harbour („Stranger Things“), der den Ex-Rennfahrer Jack Salter spielt, heimst nicht nur die meisten Lacher ein, sondern kann auch seinem Charakter am meisten Tiefe geben. Aber auch Namen wie Orlando Bloom, Darren Barnet aus „Never Have I Ever“ oder Lorne Balfe haben uns überzeugt. Archie Madewke als Hauptdarsteller hat seine Sache auch ok gemacht, konnte aber nicht herausstechen.

„Gran Turismo“ kann man auch mit vielen verschiedenen Augen anschauen. Als Rennsportfan muss man teilweise ein bis zwei Augen zumachen. Denn sechs Sekunden in der letzten Runde aufzuholen, wenn der Vordermann keine Fehler macht, ist eigentlich nicht wirklich realistisch. Oder auch nur im Videospiel möglich. Aus den Gamer:innen Augen wird man viel Gutes sehen. Nicht nur werden Elemente aus den Videospielen eingebaut. So erkennt man Icons oder Sounds (Stichwort Countdown) wieder, an Easter Eggs mangelt es nicht. Und: Hat man seine Augen gaaaanz weit geöffnet, kann man auch Kazunori Yamauchi entdecken, den Erfinder der Videospielreihe.

Videospielverfilmungen sind heuer auch irgendwie im Trend, denn Games wie „Super Mario“ und „Uncharted“ haben auch schon ihre Verfilmung bekommen. Ob „Gran Turismo“ wirklich ein Videospielfilm ist, sei dahingestellt, denn eigentlich ist es eher ein Motorsportfilm. Als solcher kann er aber rein von der Erzählung her nicht mit Filmen wie „Rush“ oder „Le Mans 66“ mithalten. Außerdem ist „Gran Turismo“, so wie auch schon „Barbie“, ein Marketing-Film von Nissan und Sony.  Dessen muss man sich halt auch bewusst sein. 

Ob Videospielverfilmung oder Motorsportfilm, „Gran Turismo“ ist auf jeden Fall ein Film für alle, der seine Zeit wert ist. Kann man über ein, zwei falsche Tatsachen und Unrealismen hinwegsehen, um Spannung zu bekommen, dann unbedingt ab ins Kino!