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Sie pfeift in der Bundesliga, bei der EM, auch das Champions-League-Finale der Damen hat sie gepfiffen. 2008 hat sie mit ihrer Ausbildung zur Schiedsrichterin begonnen, während sie selbst noch aktiv am Kicken war. Heute sind’s schon 288 Spiele, die sie geführt hat. Aber nicht nur ist sie eine großartige Schiedsrichterin, sie setzt sich auch für ein tolles Projekt ein und zwar „KICK MIT„. Diese Projekt soll besonders Mädchen aus schwächeren Verhältnissen helfen und setzt ein Zeichen für Inklusion und Zusammenhalt.
WELLE 1: Warum möchte man Schiedsrichter:in in Österreich werden?
Sara Telek: Ich glaube Neugierde, Interesse und Leidenschaft für den Sport treiben einen an. Für andere vielleicht auch das Taschengeld oder auch die Ambition etwas zu erreichen.
WELLE 1: Das ist ja jetzt der übliche Weg und war’s bei dir auch so?
Sara Telek: Nein, bei mir war’s eigentlich gar nicht so. Ich wollte eigentlich nur den Schiedsrichter:innenkurs absolvieren, um neue Fußballkenntnisse für mich und mein Team zu erlangen.
WELLE 1: Wie wird man eigentlich Schiedsrichter:in?
Sara Telek: Man beginnt mit einem Kurs, nachdem man den absolviert hat und auch eine Fitnessüberprüfung absolviert hat, beginnt man dann mit den ersten Spielen. Meist als Assistent:in bei der U18 oder oder auch bei unteren Ligen. Nachdem man das alles gemacht hat, bekommt man seine ersten Einsätze im Nachwuchsbereich und dann ist man quasi voll dabei, bekommt wöchentlich seine SMS-Bestzung für das kommende Spiel und so weiter. Man sammelt natürlich auch immer weiter Erfahrungen.
WELLE 1: Das klingt sehr interessant, wie viele Leute sind eigentlich im Schiedsrichter:innenteam?
Sara Telek: Das besteht aus dem bzw. der Hauptschiedsrichter:in, dann zwei Assistent:innen bei den Trainerbänken bzw. eine:r auf der anderen Seite, dann dem oder der 4. Offizielle:n und dem oder der Videoschiedsrichter:in bzw. Videoschiedsrichterassistent:in. In manchen Ländern auch der oder die Assistent:in wie bei der FIFA. In manchen Ländern gibt es dann auch noch einen oder eine Ersatzassitent:in wenn jemand ausfällt.
WELLE 1: Wie wird man jetzt bewertet, um Hauptschiedsrichter:in zu werden?
Sara Telek: Das braucht natürlich Entwicklungszeit, Erfahrungszeit und Disziplin. Es ist sportlich gesehen wie bei einer Fußballmannschaft, man kann Auf- oder Absteigen.
WELLE 1: War macht denn diese Bewertung?
Sara Telek: Das machen die Spielbeobachter:innen, das sind ehemalige Schiedsrichter:innen. Die geben Feedback, arbeiten Fehler auf, analysieren diese. Es gibt einen eigenen Leistungskatalog. Eine typische Note, dass man das Ganze erfolgreich absolviert hat, wäre die Note 8,4. Das entspricht einer Eins, das kann man dann upgraden oder downgraden und je nach dem wie viele Fehler man macht, wird dann ein Zehntel abgezogen.
WELLE 1: Was war deine Bestnote?
Sara Telek: 8,7 oder 8,6, also eher untypisch.
WELLE 1: Beachtlich hoch… Was sind die körperlichen Anforderungen, um Schiedsrichter:in zu werden?
Sara Telek: Kommt dann auch auf die Liga d’rauf an, welche Leistungslimits erforderlich sind. Es gibt vor allem auch in den unteren Ligen Trainingsstützpunkte, wo man dann hingehen kann und sonst kann man sich das Ganze selbst gestalten. Bei mir sieht’s so aus, dass ich sechs Mal die Woche Training hab‘ und ein Spiel hab‘. Da versuch ich die Komponenten von Koordination-, Kraft-, Ausdauer-, Intervall- und Sprintfähigkeit unterzubekommen.
WELLE 1: Und wer bereitet einen mental auf die Drucksituationen im Spiel vor? Beispielsweise, wenn man eine strittige Abseitsentscheidung trifft bei vollem Stadion…
Sara Telek: Das liegt auch alles in eigener Hand, ich bereite mich selbst vor. die Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren getroffen habe helfen mir natürlich. Vor ein paar Jahren habe ich mir da auch schon professionelle Hilfe gesucht und auch mentales Training gemacht. Mich pusht das Ganze, wenn das Stadion voll ist und bebt. Aber das ist natürlich sehr individuell, es gibt sicher auch Schiedsrichter:innen, die das sehr belastet.
WELLE 1: Gibt es da auch Unterstützung seitens der Verbände?
Sara Telek: Seit letztem Jahr gibt es da ein Angebot seitens des ÖFB. Man kann sich eine:n Sportpsycholog:in zur Hilfe nehmen und sich da fünf Einheiten buchen. Denn gerade als Anfänger:in ist man sehr schnell überfordert, da hilft es schon sehr, wenn man das Ganze mit einer neutralen Person aufarbeiten kann. Es ist wichtig, sich nicht selbst zu sehr fertig zu machen im Kopf.
WELLE 1: Was sind denn deine nächsten Ziele?
Sara Telek: Mein Ziel war eigentlich die Weltmeisterschaft der Frauen heuer, da hab‘ ich die letzten zwei bis drei Jahre darauf hingearbeitet, war auch im Kandidat:innenpool der FIFA. Habe sehr viel geopfert, Zeit, Kosten, Privat… Das war ein Rückschlag für mich, auch wenn die Leistungen gepasst haben, es trotzdem nicht geklappt hat mit der Nominierung. Ich hinterfrage jetzt sehr viel für mich, denn die nächste Weltmeisterschaft ist in vier Jahren, das war schon ein großer Traum für mich. Aber jetzt bin ich da sehr nüchtern demgegenüber, denn wenn ich nicht bei der WM der Frauen dabei bin, bin ich mir nicht sicher wie nahe diese Ziele oder andere Ziele sind und wie greifbare diese sind, gerade für ein Land wie Österreich.
WELLE 1: Woran liegt’s denkst du, dass seit der WM 1998 oder der EM 2008 kein:e Hauptschiedsrichter:in aus Österreich dabei war?
Sara Telek: Bei Nachwuchseuropameisterschaften waren doch einige vertreten bei den Männern, als auch bei den Frauen. Für die großen Turniere hat’s jetzt nicht gereicht, außer bei mir letztes Jahr bei der EM der Damen als Assistentin. Denke es spielen da mehrere Faktoren mit, das fängt bei der Leistung an, den Strukturen, der Organisation, bei den einzelnen Schiedsrichter:innen… Auch von der Politik hängt es ab, es ist sehr komplex… Es gehört auch ein Glück dazu, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.
WELLE 1: Wer entscheidet eigentlich, ob die Schiedsrichter:innen ein TV-Interview geben dürfen?
Sara Telek: Grundsätzlich fragt das Fernsehen an, die Schiedsrichter:innen können dann entscheiden, ob das passt oder nicht. Es gibt aber eine gewisse Vorgabe international, dass es nicht so erwünscht ist.
Zum Schluss hat Reginald Kallinger noch einen Word-Rap für Sara vorbereitet… Den könnt ihr euch im gesamten Interview hier anhören! 🔥
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Geschrieben von: Stephan Prähauser
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