Kritik:
„Babylon – Rausch der Ekstase“ – hält er was er verspricht oder sind die knapp 3 Stunden Laufzeit doch nur kurzes Hoch? Regisseur Chazelle möchte den 20er Jahren der Filmgeschichte einen Platz geben – und dabei selbst Filmgeschichte schreiben.
In diesen 3 Stunden wird nicht nur der Übergang von Stumm- auf Tonfilm gezeigt, auch Aufsteigen und Fallen der Schauspieler:innen. Wie wahr die Darstellungen oft sind, kann im Buch „Hollywood Babylon“ von Kenneth Anger nachgelesen werden. Skandale der Filmindustrie werden dort mit allen Details erzählt – und war zwischenzeitlich sogar verboten worden. Einstige Stars wie Roscoe „Fatty“ Arbuckle oder Regisseur Erich von Stroheim lassen sich erkennen. Vergangenheit und Fiktion werden vermischt und kreieren dadurch keine historische Abbildung der 1920er Jahre, aber ein Gefühl für die ausufernde Zeit bekommt man doch.
Visuell ist der Film einiges: wahnsinnige Kulissen, gigantische Bilder und auch irgendwie Reizüberflutung. Auch die Kostüme sind einfach toll. Auch die Musik nimmt einen ein und die Kameraführung ist grandios. Zwischen diesen ekstatischen Szenen finden wir aber auch ruhigere Szenen, in denen die Charaktere für sich sprechen. Emotional gibt es auch Stellen, die einen überwältigen können.
Die Story wird episodenhaft abgehandelt, verschiede Handlungen und einzelne Schicksale ergeben ein buntes Bild. Dadurch werden aber einzelne Erzählstränge nicht unbedingt „fertig“ erzählt und gehen verloren. Und deswegen geht zwischen den vielen Stories und den irren Bilder auch die Logik verloren und die Handlungen der Charaktere versteht man dann nicht immer so richtig. Und so kommt es einen auch vor, als verliere sich Regisseur Chazelle darin. Zwischen Elefanten, Leidenschaft, Luxus fröhnen und nackter Haut rückt der Fokus des Films mehr und mehr in den Hintergrund. Es ist kein leichter Film, sehr derbe Szenen, Körperflüssigkeiten aller Art und Konsistenzen und Champagner sind vielleicht nicht für jeden etwas.
„Babylon – Rausch der Ekstase“ ist audiovisuell ein sehenswerter Film. Die Besetzung mit Stars wie Brad Pitt, Margot Robbie oder Tobey Maguire kann sich sehen lassen, aber reicht nicht, um alles zu kitten. Ein bisschen zu lang, manchmal zu derb – und Chazelle will zu viel, das er nicht erreichen kann. Begeistern tut uns der Film dann leider einfach nicht.