Kritik:
„Döp-Döp-Döp-Dö-Dö-Döp-Döp-Döp“, ich denke ihr habt das alle gerade in eurem Kopf gesungen. Diese Melodie und der ach so schwere Text aus „Maria I Like It Loud“ von Scooter (2003) hat so einige von uns geprägt und prägt auch heut noch die Musiklandschaft. Der wasserstoffblonde Mann aus Hamburg schafft es damals wie heute Stimmung zu verbreiten, seien die Texte noch so intellektuell wie „How much is the fish“, aber ab einer gewissen Uhrzeit ist das halt auch einfach egal, Hauptsache es fetzt. Und jetzt kommt mit „FCK 2020“ eine Dokumentation in die Kinos die sich mit eben dieser Kult Band Scooter auseinandersetzt, beziehungsweise mit ihrem Frontmann H.P. Baxxter.
Dass das Drehen mit einem Superstar nicht immer einfach ist, kann man sich gut vorstellen und erzählt auch Regisseurin Cordula Kablitz-Post. Sie hat aber bereits einen Musikdokumentationsfilm über die Toten Hosen gedreht und wusste deshalb schon ungefähr, was auf sie zukommt.
Auch wenn eigentlich geplant gewesen wäre, dass die Jubiläumstour zum 20. Album mitgefilmt wird, kommt es doch oft anders als man denkt. Aber H.P. Baxxter war auch davon nicht abgetan und war sich sicher, dass auch die Home Story „gut werden würde“ und so kamen schlussendlich insgesamt fast 150 Stunden Material zusammen. Wir bekommen Einblicke in das Leben des 58-jährigen Frontmanns zusehen und erfahren wie Hans Peter Geerdes, wie er im bürgerlichen Namen heißt, so lebt. Nämlich in einer Prunkvilla in Hamburg, in dessen Garage Oldtimer stehen, und an den Wänden alte Gemälde hängen, denn das ist eine geheime Leidenschaft von H.P. Baxxter. Aber es werden auch Aufnahmen aus seiner Kindheit und Jugend gezeigt, wo man ihn mit langen Haaren, auffälligem Schmuck und stark geschminkt sieht. Aber dass ihn die Leute schon damals alle immer angestarrt haben, fand der Künstler auch als Kind schon gut.
Wir bekommen nicht nur eine heile Welt zu sehen, sondern es wird zum Beispiel auch die Trennung von seiner Freundin Lysann thematisiert und mehr als einmal wird klar, dass es alles andere als einfach ist, mit H.P. Baxxter zusammenzuarbeiten. Auch seine Mutter sagt, dass H.P. Baxxter bereits als Kind „ein kleiner Diktator“ war. So ist nach jedem Konzert „Bar Zwang“ – wer nicht mitgeht, fliegt aus der Crew raus oder muss im Billighotel übernachten. Unter anderem haben deshalb auch die beiden Bandmitglieder Schilde und Simon angeblich Anfang diesen Jahres die Band verlassen, aber das ist ganz normal für Scooter und gehört fast zum Konzept der Band, nur der Frontman bleibt gleich.
Mit über 30 Millionen verkauften Tonträgern im Alter von fast 60 Jahren immer noch als Headliner auf so manchen Festivals zu spielen, muss man erst einmal schaffen. Und so kann man Scooter belächeln, abfällig als „Kirmes-Techno“ bezeichnen oder für irre und komisch halten. Aber eines muss man ihnen lassen, sie gehören schon längst zu den ganz großen und das nicht nur im deutschsprachigen Raum. Und dieser Film zeigt einmal mehr auf, wie viel Kraft Menschen in der Krise aufbringen können und wozu sie trotz aller Umstände fähig sind. Und eine Frage ist mir leider trotzdem noch unbeantwortet geblieben…. HOW MUCH IS THE FISH?